Berge historisch 

Berge historisch

 

Wappen von Alvensleben

 

Herzog Otto der Milde von Braunschweig, damals Herr in der Altmark, erwarb den Hof zu Berge 1327 von der Abtei Königslutter und gab ihn den Herren v. Rochow zu Lehen. Vor 1420 ging Berge in den Besitz Ludolfs II. v. Alvensleben über und gehörte seitdem zur Gesamtherrschaft Calbe. Das Gut blieb der ritterbürtigen Familie Melk verafterlehnt, die 1483 ausstarb. Nacheinander sehen wir Gebhard XVI. (W. 69, gest. 1494), Johann X. (W. 87, gest. 1522) und Bischof Busso II. von Havelberg (1468-1548) im Besitz von Berge. Von den Erben des Bischofs brachte Elias I. (W. 101) im Jahre 1548 ganz Berge an sich.

Dessen Sohn Hans Clamor (W. 115, 1560- 1606) folgte 1568, noch minderjährig, im Besitz von Berge, Schenkenhorst, Vienau und Calbe. 1580 begründete er den Rittersitz in Berge, der bis 1813 mit Unterbrechungen von den Alvensleben bewohnt worden ist. Ein Wappenstein mit der Aufschrift „Hans Klamer von Alvenschlewen“, aufgefunden 1915 bei einer Grabung in der „hochsäuligen Kapelle“ des Liebfrauenklosters zu Magdeburg, beweist, dass er 1606 als Burgherr von Rogätz dort beigesetzt worden ist.

Diese Generation kurz vor Ausbruch des 30jährigen Krieges ist für Berge die wichtigste geblieben. Hans Clamors Witwe Sophia v. Klencke, die die künstlerische Tradition ihres in jenen Jahrzehnten an der „Weserrenaissance“ führend beteiligten Hauses vermittelte, baute nach dem Tode ihres Mannes die Kirche. Doch Wohlstand und Glück waren nicht von Dauer. Von zehn Kindern starben neun in jungen Jahren. Die verhängnisvolle Misswirtschaft der Sophia führte nach Hans Clamors Tode 1606 zur Verpfändung der Güter. Berge fiel in die Asseburgsche Pfandschaft, die erst 1699 wieder eingelöst werden konnte. Der überlebende Sohn Elias II. musste während der Kriegszeiten bei Verwandten herumirren.

Als Elias II. 1654 unvermählt starb, übernahm Busso XIV. (W. 160, 1652-1707) vom Hause Zichtau als Lehnsnachfolger das verpfändete Berge mit dem Rogätzer Anteil und begründete die später „Zichtau-Berge“ benannte Linie. Seine besten Jahre verbrachte er in braunschweigischen Kriegsdiensten. Erst 1699, als die gesamten Burgherren von Calbe die verpfändeten Güter auslösten, konnte er in Berge einziehen. Busses Gemahlin war Maria Catharina v. Alvensleben a.d.H. Isenschnibbe, eine Schwester der Anna Lucia, die mit Busses älterem Bruder, Levin Ludolf II. auf Zichtau, vermählt war. Beide starben zu Berge, Busse 1707, Maria Catharina 1710. Der älteste Sohn Busse, geb. 1682, trat in dänische, später in preußische Kriegsdienste und fiel als Hauptmann beim Bataillon Schlabrendorff im Sommer 1707 im spanischen Erbfolgekrieg im Lande Monferrat (Piemont).

Auf Berge folgte 1707 der jüngere Sohn, Georg Dietrich I. (W. 180, 1685-1727), vermählt mit Helena Catharina von Alvensleben (1693-1723), hierauf in zweiter Ehe mit Anna Sophia v.d. Werder (1694-1769), Tochter Leberecht Emanuels auf Gröbzig und Werdershausen und der Elisabeth Sophia v.d. Wense. Georg Dietrich und seine Gemahlinnen ruhen in der Kirche zu Berge. Von den Schicksalen seiner Söhne Levin Ludolf III. (1718-1792) und Georg Dietrich II. berichtet die Geschichte von Zichtau.

Levin Ludolf III. lebte 1752 bis 1792 in Berge. Seine Gemahlin, Henriette Schröder, vermählt 1844, entstammte einer Dynastie von Geistlichen, die in drei Generationen, 1735- 1861, zu Berge im Amt gestanden haben. Ihr Vater wurde dort mit 22 Jahren Pfarrer und starb 1757 auf dem Rückweg von Schenken- horst, wo er „die Beichte gehört“ hatte, am Schlagfluß. Von den Brüdern der Henriette, die mit 92 Jahren kinderlos starb, waren der älteste Amtmann und ein zweiter Förster auf dem Alvenslebenschen Gut. Ein dritter wurde Pfarrer in Berge und amtierte dort 58 Jahre, bis 1815. Er bewirtschaftete die umfangrei- chen Ländereien der Pfarre selbst und fuhr stets „in der mächtigen Pastorenkutsche, von jubelnden Kindern begleitet“ auf dem „Priesterwege“ zu den Dörfern Jerchel, Potzehne, Solpke, Sachau und Ackendorf, die zum Gut und der Parochie Berge gehörten. Diese Andeutungen über die Geschicke der Predigerfamilie, die 126 Jahre lang in Berge gewirkt hat, kennzeichnen die patriarchalische Umwelt, die die letzten Alvensleben hier umgab und von der wir sonst wenig wissen. Wahrscheinlich haben Pastor, Gutsverwalter und Förster als Brüder der Frau v. Alvensleben es an Treue und gutem Rat nicht fehlen lassen.

Georg Dietrich II. (1727-1810), preußischer Kürassier-Rittmeister, geboren und gestorben zu Berge, verkaufte das Gut, das von seiner Mutter, Anna Sophia v.d. Werder, zunächst vormundschaftlich für beide Brüder gemeinsam bewirtschaftet worden und ihm bei der Teilung 1745 allein zugefallen war, im Jahre 1752 für 11.000 Thaler seinem Stiefbruder Levin Ludolf III., der vorher das Schulenburgsche Gut Schricke gepachtet und bewohnt hatte. Als ihm Zichtau Neue Seite 1783 zufiel, nahm Georg Dietrich dort seinen Wohnsitz. Mit Levin Ludolfs Tode gelangte auch Berge 1792 wieder in seinen Besitz. Unentwegt wurden innerhalb der Familie Besitzanteile und ganze Güter untereinander vertauscht und verkauft.

Unter Georg Dietrichs Söhnen ragen Karl Ludwig, der Freiheitskämpfer, geboren 1767 zu Berge und Busso (1792-1879) hervor, Koburger General und Diplomat. Erbe der Güter wurde Georg Dietrich III. (1780-1825), unter dem Berge 1813, während der Regierung des Königreichs Westfalen, zur Verstei- gerung kam. Das Rittergut wurde aufgeteilt.

Bauten: Berge liegt, noch in Sichtweite der Türme und Stadtwälle von Gardelegen, in der Mildeniederung, die einst stärker mit Laubholz durchsetzt war, nordwärts nach Calbe zu. Im Westen erheben sich Waldungen, die den Übergang von der Letzlinger zur Lüneburger Heide bilden und die einst zu den Burgen Calbe und Gardelegen gehörten, bis zu den Hellbergen.

Der fast spurlos verschwundene Rittersitz der Alvensleben lag im Norden der Kirche, mit der Front nach Osten, einer Abzweigung der Dorfstraße zugekehrt, die heute noch ‚Junkerstraße’ heißt. An dieser Gasse hat die Hof- mauer mit dem Einfahrtstor gestanden. Wahrscheinlich ist der Gutshof, über dessen Anla- ge weder Pläne noch Nachrichten vorhanden sind, ähnlich wie der noch erhaltene des Ritterguts Calbe mit Wirtschaftsgebäuden aus Fachwerk erbaut gewesen.

 

Udo v. Alvensleben-Wittenmoor schreibt

historischfenster

 

„Die gut ausgezierte Kirche hat sich glücklicherweise in ihrer ursprünglichen Schönheit erhalten und bildet das letzte Erinnerungsmal an die Alvensleben, die Berge über 400 Jahre besessen und 230 Jahre als Sitz bewohnt haben. Es ist eine schlichte Feldsteinkirche. Wahrscheinlich wurden Teile ihrer Vorgängerin verwendet, aus der noch Reste eines spätgotischen Altarschreins gerettet sind. Mit hoher Spitze erhebt sich ein Fachwerkturm über dem Westgiebel. Eine Findlingsmauer mit wuchtigen Stützpfeilern umgibt den Kirchhof, dessen Eingangspforte eine mächtige Linde beschattet. Das Renaissanceportal der Kirche, geschmückt mit dem Medusenhaupt, Rollwerk und Obelisken, trägt das Doppelwappen der Erbauerin; Alvensleben-Klencke, und die Jahreszahl 1609.“

„Überraschend reich wirkt das Innere. Die hölzerne Decke, die ein gotisches Tonnengewölbe vortäuscht, ist in Temperafarben mit Aposteln, Evangelisten und Engeln bemalt, unter deren einem man das Bildnis der Sophia v. Klencke zu erkennen glaubt. Das der runden Holzdecke aufgelegte Rippennetz war im 17. Jahrhundert besonders im Magdeburgischen beliebt und kommt beispielsweise in den Kirchen der Schulenburgs und Asseburgs in Altenhausen, Ampfurt und Schermcke vor.“

„Eine Darstellung des jüngsten Gerichts mit Anklängen an Michelangelo an der Westwand über der Orgel trug der Kirche zu Berge die euphemistische Bezeichnung einer ‚sixtinischen Kapelle der Altmark’ ein. Die gesamte Spätrenaissance-Ausstattung, bis auf Herrschaftsstuhl und Orgelprospekt, hat sich erhalten: in reicher Schnitzerei und Bemalung der Altar, die eingebaute Sakristei, die Kanzel, daran die Wappen der Alvensleben, Klencke, Münchhausen und Saldern, Mäzenatengeschlechter der niedersächsischen Renaissance. Anstelle eines Taufengels schwebt ein kunstvoller Baldachin, ein ausgewiesenes Werk Münstermanns, von der Decke herab. Der Taufstein aus Sandstein und Alabaster, den Dehio als ein vortreffliches Werk bezeichnet, wird Jürgen Röttger in Braunschweig zugeschrieben, der viel für die Alvensleben gearbeitet hat.“

 

„An der inneren Nordwand befindet sich der Kindergrabstein von Hans Clamors Söhnchen, Ludolf, gest. 1597, daran die gleichen Ahnenwappen wie an der Kanzel. Zur Errichtung eines Epitaphs für Hans Clamor und seine Gemahlin ließen es Krieg und Vermögensverfall, wie es scheint, nicht mehr kommen.“

Über den Kindergrabstein schreibt Hildebrandt (1868, S. 70):

„Vor dem Altar liegt der Leichenstein eines Sohnes von Hans Clamor´s von Alvensleben. Derselbe zeigt in der Mitte die Figur des Kindes mit über der Brust zusammengelegten Händen, in den Ecken begleitet von den Wappen der Familien v. Alvensleben, v. Klenke, v. Münchhausen, v. Saldern. Die oben links beginnende Umschrift lautet:

LUDOLPH VON ALVENSCHLEVE  : HANS CLAMERS SELIGERN SON IST GEBORN AO 1595 : DEN 13. JULY VND SELIGLICH : GESTORBEN AO. 1597 DEN 10. FEBR. DER SELEN GOTT GNEDIG. :“

Das früh gestorbene Kind war der zweite Sohn von zehn Geschwistern, von denen neun in jungen Jahren starben.

 

(Quelle: https://www.familie-von-alvensleben.de)

 

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